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Friedhof

Alle für einen

Der Friedhof in Berlinchen ist nicht nur sehr groß, er bietet auch viel Gestaltungspotenzial. Landschaftsplaner Steffen Jander erstellte unentgeltlich einen Planentwurf, dessen Umsetzung nun Stück für Stück von den Einwohnern in Angriff genommen wird. Sie haben Spaß bei Arbeitseinsätzen.

Berlinchen. Drei Bereiche sollen den Friedhof in Berlinchen künftig ausmachen: Ein Areal für Gräber, eines für Urnen und ein weiteres für die sogenannte Baumbestattung. Das heißt, die Asche von Verstorbenen kann unter lichten Baumwipfeln ihre letzte Ruhe finden. Während der Bereich für die Grabstellen nahezu unangetastet bleibt, soll sich im restlichen Areal viel verändern.

Der Planentwurf sieht fünf oval bis rund angelegte Urnenplätze vor, die von Sträuchern eingefasst und diese wiederum von Grünflächen umgeben werden. Bäume und Sträucher unterstreichen auch die Abgrenzung zum Bereich der Baumbestattung. Der Friedhof wird von sich windenden Wegen durchzogen sowie von einem umlaufenden Weg an der äußeren Grenze umgeben. Auch an Bänke, Wasserstellen, Abfallsammelkörbe und Laubcontainer ist gedacht.

„Aus Flächen werden Räume“, erklärt Steffen Jander das Prinzip, das der Umgestaltung zugrunde liegt. Besucher des Friedhofes sollen einen Ort der Ruhe vorfinden, der auch geschützte Bereiche bietet und eine Atmosphäre ausstrahlt, die trauernden Angehörigen ein Stück weit Privatsphäre und Geborgenheit bietet. „Das Ganze ist noch mehr Vision als Plan“, sagt Jander. Dennoch wurden erste Schritte bereits gegangen. Das Besondere an dem Projekt: Die Dorfbewohner gehen die Umsetzung weitgehend eigenständig an. Dass die Stadt Technik und Material beisteuern könnte, gelte als aussichtsreich. Zwei Arbeitseinsätze hat es bisher schon gegeben. Dabei seien unter anderem das Wäldchen gelichtet und rund 100 Bäume entfernt worden. Die Einsätze kamen offenbar bestens an. Auf der jüngsten Ortsbeiratssitzung wurde die gemeinschaftliche Arbeit gelobt. Zwischendurch wurde auch vor Ort zusammen gegessen. So habe man einen Tag verbracht, an dem nicht nur einiges geschafft wurde, sondern der auch Spaß machte.


Steffen Jander ist froh über diese Entwicklung. Der Landschaftsplaner aus Berlin zog erst vor zwei Jahren nach Berlinchen. Der Friedhof fiel ihm dort sofort auf – einerseits durch das kleine Wäldchen, andererseits auch durch seine schiere Größe, immerhin rund 9000 Quadratmeter. Beim Anblick dieser zu einem großen Teil einfach leeren Fläche war Jander schnell klar: Daraus ließe sich etwas machen. Den Stein ins Rollen gebracht habe aber die Stadt Wittstock. Von dort sei die Grundidee zu der Umgestaltung gekommen, die dann „meinen Ehrgeiz geweckt hat“, wie Steffen Jander sagt. Doch zunächst wollte er ergründen, ob im Dorf überhaupt Interesse an einer Umgestaltung des Friedhofes besteht. Er lud also zu einer Informationsrunde. Das Ergebnis machte Mut. So begann Steffen Jander, der ein Planungsbüro in der Wittstocker Eisenbahnstraße betreibt, einen Entwurf zu erstellen – unentgeltlich, nebenbei. „Ich bin eben manchmal schon um 5 Uhr aufgestanden, um daran zu arbeiten.“ Zehn Begehungen habe er bisher unternommen. Die Arbeitszeit schätzt er auf etwa 100 Stunden. Bei alldem ist es ihm wichtig, mit den Dorfbewohnern gemeinsam etwas zu bewegen.

Bis alles umgesetzt ist, wird es voraussichtlich noch etliche Jahre dauern. Doch Steffen Jander sieht dabei auch den Weg als Ziel. Stück für Stück gemeinsam vorankommen und Freude daran haben, das festige schließlich auch die Dorfgemeinschaft. Schon jetzt seien erste Baumpatenschaften übernommen worden.

Quelle Text: Björn Wagener

Bilder vom zweiten Arbeitseinsatz auf dem Friedhof im Jahr 2015.

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