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Erinnerungen von Siegfried Struck

Landwirtschaft und Schule:

Nach den Kampfhandlungen am 2.Mai kehrten die Einwohner in das Dorf zurück, die Ostfront der Gemeinde stand in Flammen. Um die 30 Gebäude die zum Teil mit Vieh belegt waren Opfer der Kriegseinwirkung und durch den starken Flüchtlingsstrom aus dem Osten war Berlinchen stark übervölkert, so das auch die Schule bewohnt wurde. Ein Jahr Schulausfall waren die Folgen bis man die Notlösung in der Gaststätte fand. So allmählich begann das Leben sich zu normalisieren. Die Bauern versuchten mit geringem Pferde und Rinderbestand die Wirtschaft wieder in Gang zu setzen. Durch die hohe Zahl der Flüchtlinge konnte man die Technik teilweise mit den Flüchtlingen ersetzen. Verpflegt hat man sich damals überwiegend aus eigener Produktion, es wurde Brot gebacken, gebuttert, geschlachtet, Sirup gekocht. Der Sirup ersetzte gleichzeitig den Zucker. Aus geriebenen Kartoffeln wurde Stärke gemacht. Fast jeder Bauer hatte Schafe um sich mit Wolle zu versorgen denn spinnen und stricken gehörte damals noch zur Heimarbeit, die doch später vom Fernsehen abgelöst wurde. Flüchtlinge sammelten damals auch sehr viel Blaubeeren und Pilze die es in den Wäldern noch in Massen gab.


Mit dem Einzug der sozialistischen Landwirtschaft diktierte man den Bauern ein Kontingent für Getreide, Kartoffeln, Fleisch (Rind, Schwein, Geflügel) Eier und Milch zu. Da diese einzelnen Auflagen für viele Bauern unerfüllbar waren, wurden Sie in ihrer Existenz bedroht. Kam ein Bauer seinen Verpflichtungen nicht nach, bekam er keine Schlachtgenehmigung und er durfte keine sogenannten damaligen „Freie Spitzen“ abliefern, denn dann bekam er für sei Produkt den dreifachen Preis. Zur damaligen Zeit waren die Gemeinden oft von langen Stromsperren betroffen, und so stellte man von der damaligen M.A.S. Maschinenausleihstation eine Dampflock zur Verfügung, so das die Bauern unter Aufsicht das Korn dreschen konnten. So wurde den Bauern trotz schlechter Erträge auf märkischen Boden erbarmungslos das letzte Korn von den damaligen Kontingenteintreibern weggeholt. So zwang der Sozialismus viele Bauern das Weite im Westen zu suchen oder aber den Weg ins Paradies der LPG zu gehen. Der Schritt vom ich zum wir war für viele Berlinchener Neuland und unverständlich, denn das war nicht mehr im Sinne des freien Bauern wie es so schön hieß. Es war die pure Diktatur oder Zwangswirtschaft.

Ein Beispiel für die sozialistische Landwirtschaft:

Die alten Bauern versetzte man ins Staunen wie man in Offenställen bei -15 bis -20° gesunde und leistungsfähige Rinder züchtete. So wie dieses Vorhaben misslang, so fuhr man auch ohne Gott und Sonnenschein die Ernte ein.

So wie sich der graue Alltag langsam ordnete, so ging auch die Schule wieder ihren geordneten Lauf, und auch das kulturelle Leben baute sich auf. Schulunterricht wurde mit 5 Klassen + 3 Klassen in einem Raum von je einem Lehrer gehalten. In der Schulzeit bis 1950 wurde von den damaligen Lehrern (Weiß und Brauer) zur Weihnachtszeit ein Theaterstück in 4 Akten aufgeführt. Bei den Bewohnern des Dorfes fanden die Theateraufführungen immer großen Anklang. Auch bei der hiesigen Feuerwehr und bei der neu gegründeten FDJ übte man Theaterstücke ein und zog damit von Dorf zu Dorf um Geld in die Vereinskassen zu bekommen. Die FDJ zog man später zum Steine abputzen der Ruinen , unter dem Motto „bau auf bau auf, freie deutsche Jugend bau auf“ heran.

Im Original ein Bericht von Siegfried Struck