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Die Gemeindestation

Aus der Berlinchener Chronik von Ingrid Meckelburg

Bis zum März 1961 wurde die Arbeit der Gemeindeschwester von Frau Dräger aus Dranse übernommen.
Am 25.03.1961 eröffnete dann auch in Berlinchen eine Arztpraxis. Der Bürgermeister Krieglstein übergab feierlich die Schlüssel und Dr. Haake vom Gesundheitsamt gratulierte. Die Regierung hatte 70000,- Mark zur Verfügung gestellt und so konnte die Praxis ausgebaut werden.
Elsbeth Kuhfeld war gelernte Krankenschwester und arbeitete schon viele Jahre im Wittstocker Krankenhaus. Durch die Heirat mit Otto Kuhfeld zog sie nach Berlinchen. Nun sollte sie Gemeindeschwester werden. Die Einwohner von Berlinchen erkannten schnell ihre Qualität und brachten ihr ein großes Vertrauen entgegen. Dieses Vertrauen hatten auch die praktizierenden Ärzte in sie und so wurde sie schnell beliebt bei jedermann, sie schickte nie die Leute einfach nach Hause, ohne sie anzuhören oder zu untersuchen. Ob am Wochenende oder in der Nacht, Schwester Elsbeth war immer für ihre Patienten im Dienst.
Auch wenn jemand aus dem Krankenhaus entlassen wurde, war sie für die Betreuung danach da. In der Arztstation wurden auch Schutzimpfungen und Schuluntersuchungen durchgeführt. Auch der Zahnarzt kam zu den Kindern. Bei der Aktion „Blutspenden“ saß das Wartezimmer voll.
Monatlich gab es die Mutterberatung. Ein Kinderarzt kam aus der Stadt und untersuchte die Babys und Kinder. Die Mütter wurden in Ernährungs-, Pflege- und Erziehungsfragen beraten und konnten sich mit den anderen Müttern austauschen. Auch wenn in der Schule wieder einmal Läuse aufgetreten waren, war Frau Kuhfeld da und zeigte den Eltern wie man mit diesem Problem fertig wurde. Einmal im Jahr kam auch ein Gynäkologr aus der Stadt, er brachte extra einen Stuhl mit um die Frauen richtig untersuchen zu können. Einmal wöchentlich kam er ins Dorf und das Wartezimmer war nie leer. Sicher können sich noch viele an Dr. Alsleben. Dr. Rauschenbusch oder Frau Dr. Gärtner erinnern.
Bis zur Rente blieb Frau Kuhfeld im Dienst. Danach hat ihre Arbeit Gunduka Nickel übernommen. Doch nach der Wende schloss die Arztpraxis. Die Gemeindeschwester gab’s nicht mehr und die Einwohner mussten sich einen Arzt in der Stadt suchen. Für viele ältere Bürger ein schwieriges Unterfangen.
Ja es war eben nicht alles schlecht, in der Zeit vor der großen Wende.

Text: Ingrid Meckelburg
Quelle: Ortschronik Berlinchen